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Gleitmittel – für Kondome, Toys und guten Sex

Es gibt kosmetische Produkte, die stehen überwiegend nicht im Regal eines Drogeriemarktes: Gleitmittel. Wollen wir mehr darüber wissen, müssen wir uns in die dämmrigen Sexshops aufmachen. Dabei stellen wir fest, dass auch die Marken und Hersteller nicht die sind, denen wir sonst vertrauen. Es wird Zeit, Licht ins Dunkel zu bringen.

Anfang der 90er Jahre gab es im Zuge der AIDS-Aufklärung einen witzigen Werbespot, in dem ein junger Mann verschämt seine Packung Kondome aufs Laufband legt, die Kassiererin diese hoch nimmt und durch den ganzen Laden brüllt: “Rita, wat kosten die Kondome?“. Die Idee der Kampagne war, aufzuräumen mit der Peinlichkeit, die mit Verhütung und Kondomen einhergeht. Kondome schützen nicht nur vor ungewollter Schwangerschaft, sondern auch vor allen sexuell übertragbaren Krankheiten. In Zeiten von AIDS überlebenswichtig.

Warum brauchen Kondome Gleitmittel?

Kondome sind ein Produkt aus Naturkautschuk, das in einem aufwendigen Herstellungsprozess in die richtige Form gebracht wird (http://www.youtube.com/watch?v=UnGxs1y_4GQ). Da das Latex auf der Haut stoppt (vergleichbar z.B. mit Einmalhandschuhen, die meist gepudert sind), sind Kondome in der Regel werksseitig schon mit einem Gleitmittel ausgerüstet. Das ist ausreichend, um das Kondom sicher überzuziehen, nicht aber für ein „flutschendes“ Erlebnis.

Gleitmittel – bei weitem keine „Raketentechnik”

Eins vorweg: Kondome sollten NIE mit ölhaltigen Produkten, wie Cremes, Massage- oder Babyölen verwendet werden – auch nicht mit Vaseline. Diese führen zu einer drastisch verringerten Haltbarkeit des Latex und einem ziemlich sicheren Reißen des Kondoms!

Im Markt haben sich zwei Gleitmitteltypen durchgesetzt:
Auf Silikonölbasis und auf Wasser/Glycerinbasis. Bei beiden Varianten handelt es sich nicht um besonders anspruchsvolle Rezepturen. Im Gegenteil: Gleitmittel auf Silikonbasis bestehen ausschließlich aus Silikonölen und werden mit Cyclomethicone, Dimethicone oder Dimethiconol auf der Packung deklariert. Anspruchsvollere Formulierungen bestehen aus Dimethiconen mit unterschiedlicher Kettenlänge, die die sogenannte „play time“ (die Zahl der Rein-/Rausbewegungen) verlängern sollen.
Glycerinhaltige Gele werden meist mit Xanthan Gum oder Hydroxypropyl Cellulose verdickt und müssen, da sie wasserhaltig sind, konserviert werden. Dieses geschieht überwiegend mit Benzoe- und/oder Sorbinsäure, die bei einem leicht sauren pH-Wert formuliert werden, der dem des Scheidenmilieus entspricht. Da Glycerin süß schmeckt, sind die Hersteller hier am kreativsten und derartige Gleitgele gibt es in allen möglichen Geschmacksrichtungen.

Aua – Allergien und Unverträglichkeiten

In unserem intimsten Bereich wollen wir natürlich sicher gehen, dass es zu keinen unerwünschten Reaktionen kommt. Gleitmittel sind daher auf die Schleimhautverträglichkeit getestet, dennoch können die Konservierungsmittel bei einzelnen Personen zu Unverträglichkeiten führen. In einigen seltenen Fällen wird dem Gleitmittel noch das Spermatozid Nonoxynol-9 zugesetzt, dieses aber auch zunehmend weniger, da es eigentlich überflüssig ist. Aber die häufigste Beschwerde von VerbraucherInnen ist eine Latexallergie. Eine gute Übersicht über latexfreie Kondome habe ich hier gefunden: www.latexfreiekondome.de.

Doch auch ohne Kondom: Gleitmittel sind auch bei der Verwendung von Sex-Toys oder Analsex eine wichtige Komponente im Liebesspiel um Lust zu erzeugen und Verletzungen zu vermeiden. Allerdings helfen sie nicht, wenn die Augen sprichwörtlich größer sind als der Mund…
Ach ja, und Gleitmittel sind nicht mit jedem Spielzeug kompatibel. Vor Gebrauch sollte frau sich schon informieren aus welchem Material das Toy ist und welches Gleitmittel am besten geeignet ist. Hierzu ein Link: www.orion.de/blog.

… out of the dark

Bei meiner Recherche zu Gleitmitteln ist mir vor allem eines aufgefallen: der unverschämt hohe Preis dieser Produkte. Diesen kann man weder mit den Rezepturkosten, noch mit teurer Werbung erklären. Allein mit der Peinlichkeit, die viele Verwender ins Dunkle treibt. In der Dunkelheit mangelt es dann aber auch oft an kosmetischer Kompetenz. Deswegen plädiere ich für mehr Gleitmittel in der Drogerie! Das würde dann vielleicht auch bei vielen älteren Paaren Anklang finden, denn wegen Scheidentrockenheit müsste dann nicht das vertrauliche Gespräch mit dem Apotheker gesucht werden.

Die gute Nachricht für alle Naturfreunde: Für ein gutes Gleitmittel muss man weder in die Drogerie noch in die Apotheke, Spucke funktioniert in den meisten Fällen auch…

Foto: ©istockphoto.com/GRAZVYDAS

Autor dieses Artikels:
Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu ist promovierte Chemikerin und Expertin auf dem Gebiet der Entwicklung und Produktion von Kosmetika. Sie bringt mehr als 16 Jahre Erfahrung in der kosmetischen Industrie mit sowie sieben Jahre freiberufliche Erfahrung in Shanghai, China und Mülheim adR.

Urheberrecht: Dr. Ghita Lanzendörfer-Yu. Verwendung des Textes nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors.

Dieser Artikel wurde verfasst am 24. Juni 2014
von in der Kategorie Geheimnis Kosmetik

Dieser Artikel wurde seitdem 4613 mal gelesen.

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